Die Studie zur interpersonellen Gewalt in Österreich führt Informationen zur Prävalenz und Prävention interpersonaler Gewalt aus unterschiedlichen Quellen schlüssig und strukturiert zusammen. Es wird eine Systematisierung dieses heterogenen Forschungsgegenstandes vorgeschlagen und ein Überblick über die aktuelle Datenlage und Präventionsmaßnahmen gegeben. Dabei stehen Kinder und Jugendliche, Frauen, Familien und ältere Menschen im Fokus.

Ziele

Das vorrangige Ziel dieser Studie ist die Zusammenführung von Informationen und die Darlegung von Fakten mit Bezug auf die Gewaltprävalenz und -prävention in Österreich für Kinder und Jugendliche, Frauen und ältere Menschen. Mit dieser Zielstellung gehen vielfältige Herausforderungen einher, welche in der Betrachtung dieser Arbeit und den daraus ableitbaren Schlussfolgerungen zu beachten sind.

Zunächst ist Gewalt ein sehr stark politisierender und inhaltlich überladener Begriff, welcher leicht instrumentalisiert werden kann. Die Debatten um die Bedeutung und die Tragweite von Gewalt werden in den seltensten Fällen sachlich geführt. Besonders im Bereich von weniger eindeutigen Formen von Gewalt ist die Debatte sehr lebendig. In der Studie wird nur ein sehr eng abgesteckter Bereich von Gewalt beleuchtet, um innerhalb dieses engeren Rahmens konkrete Teilbereiche genauer ausdifferenzieren zu können.

Grenzen und Einschränkungen

Diese Studie kann die Komplexität interpersonaler Gewalt nur exemplarisch verdeutlichen und es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. In vielen Bereichen sind
die vorgestellten Fakten nur Auszüge aus einem viel breiteren Spektrum. Dies liegt einerseits im Problem des Dunkelfeldes begründet, welches die exakte Bestimmung des Phänomens Gewalt sachlich sehr schwierig gestaltet. Andererseits ist Gewalt ein so vielfältiges Phänomen, welches in Abhängigkeit von der Definition in einer Vielzahl unterschiedlicher Lebensbereiche zum Tragen kommt. Auch im wissenschaftlichen Diskurs ist Gewalt kontrovers diskutiert, denn die verschiedenen Disziplinen betrachten den Forschungsgegenstand Gewalt aus unterschiedlichen Perspektiven, was zu mannigfachen Definitionen und Herangehensweisen führt.

Relevanz

Die Bedeutung von Gewaltprävention kann nicht genug betont werden. Gewalterfahrungen sind einschneidende Erlebnisse für Individuen, die neben den potentiell physischen Folgen wesentlich durch psychische Langzeitfolgen gekennzeichnet sind. Diese Langzeitfolgen beeinflussen direkt und unmittelbar die Entwicklung und Entfaltung der eigenen Persönlichkeit der Betroffenen.
Im Besonderen wird Gewalt über Gewalterfahrungen weitergeben, denn viele TäterInnen sind vorher oder gleichzeitig Betroffene von Gewalt und teilen auch ähnliche gesundheitliche Symptome wie Betroffene (Melzer & Schubarth, 2016). Diesen Kreislauf zu durchbrechen, muss vorrangige Priorität in der Prävention sein.

Melzer, W. & Schubarth, W. (2016). Gewalt in der Schule und die Gesundheit von Schülerinnen und Schülern. Bundesgesundheitsblatt- Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz, 59 (1), 66–72.