Gewalt in der Schule

Die Schule unterscheidet sich im Wesentlichen von den anderen dargestellten Lebensbereichen dadurch, dass aufgrund der Schulpflicht, der Besuch einer Schule obligatorisch ist und die Kinder und Jugendlichen sich mit einer Gruppe von gleichaltrigen, älteren und jüngeren Schülern und einem Lehrerkollektiv auseinandersetzten müssen und sich dieser Situation nicht entziehen können. Außerdem definiert der Schulunterricht eine Umgebung des Lernens und der Leistungsnachweise, welche Spannungen zwischen den Schülern und zwischen Schüler und Lehrer erzeugen kann. Gleichzeitig erlernen Lehrer in ihrer pädagogischen Ausbildung die Vermittlung von Verhaltensweisen und Wertestrukturen. Dementsprechend ist die Schule eine betreute Einrichtung, in der die Kinder und Jugendlichen auch Anleitung und Hilfe bezüglich Verhaltensweise und Wertestruktur erhalten.

Synthese

Gewalt an Schulen in Österreich ist ein gut erforschtes Gebiet mit Bezug auf die Risiko- und Schutzfaktoren. Die Daten aus dem HBSC ermöglichen alle vier Jahre ein detaillierte Betrachtung der Problemlage. Allerdings ist die Beschränkung des Datenzugang und die weltweite Durchführung mit Blick auf österreichspezifische Aspekte und das kontinuierliche Monitoring nicht unproblematisch. Die Items zum Cyberbullying sind bspw. erstmals 2014 erhoben worden, obwohl die wissenschaftliche Diskussion um Cyberbullying schon 2006 sehr breit geführt wurden (vgl. bspw. Q. Li, 2006; Patchin & Hinduja, 2006). Der Katalog an Präventionsmaßnahmen ist sehr umfangreich und umfasst alle wesentlichen Aspekte die in der wissenschaftlichen Literatur diskutiert werden. Inwieweit die Präventionsmaßnahmen die Prävalenz beeinflussen lässt sich auf der Basis der Daten nicht beurteilen. Dafür müsste die Prävalenz über die Zeit betrachtet werden und die Präventionsmaßnahmen müssten idealerweise ebenfalls quantifizierbar sein. Insgesamt scheint Mobbing das Problemfeld, welches die stärkste Aufmerksamkeit benötigt, denn die Prävalenz ist hier am höchsten und aus der Delinquenzforschung ist bekannt, dass die Delinquenz und auch die Anwendung körperlicher Gewalt über den Verlauf der Adoleszenz rückläufig ist (Boers, Reinecke, Bentrup, Daniel & Kanz, 2014). D. h. ein großer Teil der jugendlichen körperlichen Gewalt, welche hauptsächlich von Jungen erlebt wird, ist eher ein jugendliches Testen der Grenzen, das mit der Volljährigkeit schon sehr deutlich zurückgegangen ist. Mobbingphänomene sind zwar auch rückläufig über das Alter allerdings nicht vergleichbar stark.