Frauen
Die Entscheidung sich auf die Frauen bei der Betrachtung zu konzentrieren liegt in den deutlichen Unterschieden im Gewalterleben von Frauen und Männern in Österreich begründet. Frauen erfahren deutlich häufiger Gewalt als Männer – und zwar in allen Formen mit der einzigen Ausnahme von physischer Gewalt, wo Männer etwas häufiger Übergriffe schildern (vgl. Abbildungen 4.1 und 4.2). Die Abbildungen 4.1 und 4.2 machen deutlich, dass Gewalterfahrungen kein Minderheitenproblem ist, sondern dass im Wesentlichen die Mehrheit der Gesellschaft wenigstens einmalig im Leben Erfahrung mit Gewalt macht. Abbildung 4.3 relativiert dieses dramatische Bild, denn die hohe Prävalenz von Gewalterfahrung im Lebenslauf ist keinesfalls gleich bedeutend mit einem regelmäßigen Erleben von Gewalt.
Trotzdem geht aus dem Vergleich der Abbildungen für Männer und Frauen deutlich hervor, dass Frauen neben der Prävalenz allgemein auch durch die Schwere der Gewalt und die Kombination von multiplen Gewaltformen stärker viktimisiert werden. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede in den erlebten Gewalterfahrungen, welche als bedrohlich empfunden wurden unterstreichen dies. Auch die Abbildung 4.5 veranschaulicht, dass Frauen deutlich öfter mehrfache Gewalterfahrungen machen. Während bei den Männern knapp über 23,9 % drei oder vier unterschiedliche Gewalterfahrungen machen, sind es bei den Frauen 53,5 %.